"Stolberger Zwergenroute" - Von Killewittchen , Quärrismännchen bis zu den Zwergen der Tatternsteine
Mit der mäandernden Inde als ständigem Weggefähren geht es auf dem ersten Abschnitt der Tour durch das idyllische Indetal vom Bahnhof aus Richtung Süden. Zwischen Knotenpunkt 87 und 98 empfiehlt sich ein erster Abstecher zum Zinkhütter Hof. Als Museum für Industrie-, Wirschafts- und Sozialgeschichte der Region Aachen zeigt der Zinkhütter Hof die Entwicklung einer der ältesten Industrieregionen in Mitteleuropa. Ein einzigartiges Zeugnis der heimischen Industriegeschichte ist der Zinkhütter Hof selbst. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde er als Glashütte errichtet und seitdem mehrfach umgebaut. Nur selten findet man ähnlich erhaltene Gebäudeensemble aus der Frühphase der Industrialisierung. Um zum Zinkhütter Hof zu gelangen, verlassen Sie kurz die Route indem Sie auf der L 221 (Cockerillstraße) anstatt rechts einfach geradeaus fahren und der Straße für wenige 100 Meter folgen. Der Zinkhütter Hof befindet sich auf der rechten Seite (Nähere Informationen unter www.zinkhuetterhof.de ).
Zurück auf der Strecke geht es an Busch- Hau- und Bocksmühle vorbei Richtung Büsbach. Diese drei Mühlen stehen stellvertretend für die Jahrhunderte alte Tradition der Metallverarbeitung in Stolberg. Besonders weit verbreitet war die Messingproduktion und für die Weiterverarbeitung des Messings entstanden entlang des Münsterbaches diese drei Mühlen.
Seien Sie auf dem Teilstück hinter der Bocksmühle besonders aufmerksam, mit etwas Glück bekommt man hier nämlich die sagenumwobenen Zwerge der Tatternsteine zu Gesicht. Die den gesamten Tahlhang überdeckenden Steilwände der Tatternsteine wurden von der Inde freigelegt und bestehen aus stark abgerundeten Gesteinstrümmern (Gerölle), dem so genannten Konglomerat. Es ist aus Verwitterungsschutt entstanden, der in der Zeit des Oberkarbons (vor etwa 340 Millionen Jahre) durch Fließgewässer aus dem Vennmassiv transportiert worden ist. Der Sage nach hausten in den Tatternsteinen kleine Zwerge, daher werden Sie auch heute noch Zwergensteine genannt. Diese kleinen Kerlchen, so wird erzählt, sollen tagsüber eifrig ihren Bergbautätigkeiten nachgegangen sein und in der Nacht bei Bauern und Handwerkern mit unterschiedlichsten Verrichtungen ausgeholfen haben. Eine durch Überhang entstandene Nische in den Tatternsteinen wird auch heute noch als Zwergenhöhle bzw. Zwergenbehausung angesehen. (Nähere Informationen zu den Zwergen von Tatternstein unter: www.zinkhuetterhof.de).
Weiter entlang der Inde, bzw. hier auch Münsterbach genannt, geht es dann durch eine wunderschöne Naturlandschaft bis nach Breinig. Der Name Münsterbach ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass sich die Inde an dieser Stelle auf dem Gebiet der ehemaligen Reichsabtei Kornelimünster befindet. Auf diesem Teilstück konnte sich die Natur in jüngster Vergangenheit frei entfalten, da der überwiegende Teil des Indetals unter Naturschutz steht.
In Breinig angekommen wartet bereits das nächste Highlight. Alt Breinig gilt als die "Perle des Münsterländchens" und präsentiert sich mit einem harmonischen und lebhaften Ortsbild. Am süd-östlichen Rand begegnet man den ganz frühen Dorfstrukturen nahe dem heute stillgelegten Steinbruch "Schomet", dessen Bruch- und Blaustein den seit 1980 fortlaufend konsequent und detailgetreu sanierten Straßenzug "Alt Breinig" prägt. Hier findet man neben der Kirche St.Barbara aus dem 19. Jahrhundert im "Nazarener Stil" viele historische Schmuckstücke und Hinterhöfe sowie den Urtyp des Aachener Bauernhauses (Stube, Küche, Stall).
Von Breinig aus geht es dann zur für den Hochwasserschutz und zur Trinkwasserversorgung angelegten Wehebachtalsperre, von deren Staumauer man einen herrlichen Blick über den See hat.
Über Schevenhütte erreichen Sie Gressenich, das nicht nur aufgrund seiner ähnlichen Namensgebung immer wieder mit der sagenumwobenen Stadt Gression in Verbindung gebracht wird. Gression war der Sage nach eine bedeutende, reiche Stadt, die in der Gegend von oder um Gressenich gelegen haben u. für ihren Bergbau weit bekannt gewesen sein soll. Durch die Ergiebigkeit der Erzlagerstätten soll großer Reichtum in die Stadt geflossen sein. Dies verleitete deren Bewohner allerdings zu Üppigkeit, Verschwendungssucht u. Lasterhaftigkeit, was dann auch zum Untergang der Stadt geführt haben soll. Die Sage um die Stadt Gression ist zweifelsfrei auf die lukrative Messingherstellung zu römischer Zeit zurückzuführen, in der das Imperium Romanum für die damaligen Messinggießer der Voreifel im 2. u. 3. Jh. eine langandauernde Epoche stabiler u. friedlicher Verhältnisse schuf. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Glanz dieser Zeit hinüberstrahlte auf nachfolgende, weniger ruhige Epochen, und dass dieser Wohlstand als teilweise überzeichnete Überlieferung in den Erzählungen weiterlebte. In Erinnerung an bessere Tage wurde aus dem zweifelsfrei vorhandenen Wohlstand der damaligen Wirtschaftsregion märchenhafter Reichtum, der mit der Sagenstadt Gression unwiederbringlich untergegangen war
In der Region um Gressenich, Werth und Mausbach sollen auch die sogenannten Quärrismännchen beheimatet sein. Anders als im Falle der Zwerge der Tatternsteine sowie den Killewittchen handelt es sich bei dieser Zwergenart der Sage nach allerdings um weniger hilfreiche Gesellen, die nur mit Vorsicht zu genießen waren. Die seltsamen, kleinen, langbärtigen Kerlchen schadeten den Leuten zwar nicht direkt, halfen ihnen aber auch nicht. Sie zeigten sich nur, wenn sie die 'Oberirdischen' nötig hatten, und dann galt ihnen als Regel: Wie du mir, so ich dir. Hielten sie in der Erde ihre Festlichkeiten, dann gebrach es ihnen manchmal an Geschirr. Dann kamen sie zu den Anwohnern und borgten, was ihnen fehlte. Stellte man ihnen das Gewünschte gutwillig zur Nacht hin, so hatte man es am folgenden Morgen zurück, und zwar so schön gescheuert, wie es kein Mensch vermochte. Anders, wenn man es ihnen verweigerte. Dann holten sie es einfach in der Nacht und brachten es zurück, über und über mit Ruß bedeckt. (Nähere Informationen zu den Quärrismännchen unter www.zinkhuetterhof.de)
Über Scherpenseel gelangt man schließlich nach Hastenrath, wo die deutlich freundlicher gesinnten Killewittchen beheimatet waren. In der Nacht verrichteten sie ihre Arbeit und wollten dabei nicht gesehen werden. Die Hastenrather wußten das und ließen sie in Ruhe; denn die Leute standen gut dabei. Zur Zeit der Ernte geschah es oft, dass die reife Frucht, die am Abend noch auf den Halmen gestanden hatte, abgeschnitten war und auf Haufen stand. Die Killewittchen unterstützten der Sage nach bei ihrer Arbeit besonders die Bauern, die ihre Felder in der Nähe ihrer unterirdischen Wohnungen hatten. Eines Tages waren die Killewittchen dann fort; wohin sie sich gewandt, und warum sie fortgezogen sind, weiß man nicht. Es wird nur erzählt, vor ihrem Wegzuge hätten sie lange Zeit in der Erde gewühlt, ihre reichen Schätze in Säcke verpackt und mit auf die Reise genommen. Die Region südlich von Hastenrath wurde zu Ehren dieser kleinen Helfer nach Ihnen benannt und heißt noch heute Killewittchen. (Nähere Informationen zu den Killewittchen unter www.zinkhuettterhof.de)
An dieser Stelle verlassen wir das Feld der Mythen und Sagen wieder und fahren zurück nach Stolberg und genießen dort zum Abschluss der Tour die beeindruckende Kulisse der historischen Altstadt, mit der mittelalterlichen Burg als Wahrzeichen der Stadt. Die einzigartigen Kupferhöfe und alten Kirchen sind Zeitzeugen der industriellen Entwicklung und Blütezeit Stolbergs im 17./18. Jahrhundert. Die Stolberger Altstadt zeigt trotz ihrer langen Entwicklungsgeschichte ein homogenes Erscheinungsbild und überzeugt als historisches Ensemble ohne dabei gleichförmig zu wirken. (Nähere Informationen zur historischen Altstadt von Stolberg unter: www.stolbergtouristik.de)
Vom historischen Zentrum aus geht es dann wieder Richtung Startpunkt Stolberg Hauptbahnhof, von wo aus Sie Ihre Heimreise antreten können.
Highlights entlang der Strecke:
- Indetal
- Zinkhütter Hof
- Tatternsteine
- Historischer Ortskern Breinig
- Wehebachtalsperre
- Historische Altstadt mit Burg