GrenzRoute 6: Vallis
Vaals
Im Zentrum von Vaals, genauer am "von Clermontplein", startet die Wanderung mit einigen stadtgeschichtlichen Stationen. Am Startort befindet sich heute der Sitz der Gemeindeverwaltung von Vaals. In den barocken Gebäuden befand sich früher das Stadtpalais sowie die Fabrik des ehemaligen Textilfabrikanten Johann Arnold von Clermont, nach dem der Platz bis heute benannt ist.
Die Vaalser Kirchen zeugen von frühen grenzüberschreitenden Einflüssen im niederländisch-belgischen Grenzraum. In der Reformationszeit kamen viele protestantische Belgier nach Vaals. Den Protestanten in Belgien war die Ausübung ihrer Religion verboten. In Vaals dagegen siedelte sich eine ganze Reihe von Glaubensgemeinschaften an. Ein Saal im Gebäude „Verves” (von Clermontplein 34) diente von ca. 1600 bis 1800 als Kirche für Mennoniten. Auch das heutige Museum „Kopermolen“ war ursprünglich ein evangelisch-lutherisches Kirchhaus.
Kulturhistorisch bietet das Kleng Wach an der deutsch-niederländischen Grenze interessante Angebote. Das ehemalige Grenzhäuschen wurde zwischen 1880 und 1900 errichtet. Es diente bis zum Jahr 1972 als Zollübergang für Fußgänger, war aber während der Kriege meist geschlossen. Heute beherbergt es das kleinste und höchst gelegene Museum der Niederlande, welches sich vor allem mit der Geschichte der Schmuggler beschäftigt. Vor der Westseite befindet sich ein aus Blaustein gefertigter Adlerstein.
Hinter dem Kleng Wach überquert die Route die Grenze und folgt dem Naturerlebnispfad entlang des Inneren Landgrabens, um schließlich auf steilem Weg den Vaalser Berg zu erklimmen. Oben angekommen findet sich ein weiterer Adlerstein und man trifft auf den Äußeren Landgraben, der bis zum Dreiländerpunkt gut erhalten ist.
Bei Letztgenanntem laufen die Grenzen der Niederlande, Belgiens und Deutschlands in einem Punkt zusammen. Mit etwa 800.000 Besuchern jährlich ist der Ort zu einer Attraktion für Touristen geworden. Gleichzeitig mit 322,5 Metern über Meereshöhe der höchste Punkt der Niederlande, steht der Dreiländerpunkt auch für die historisch gewachsenen Gemeinsamkeiten und Verbindungen zwischen den Bewohnern der Dreiländerregion.
Die Route orientiert sich ab dem Dreiländerpunkt zunächst an der belgisch-niederländischen Grenze. Auf dem Schimperbosch finden sich Reste eines im ersten Weltkrieg von deutschen Soldaten errichteten Elektrozauns. Ziel war es, das eroberte Belgien von den neutralen Niederlanden zu trennen. Im deutschen Generalgouvernement in Brüssel hoffte man, so die Flucht von Soldaten sowie die Schmuggel- und Spionagetätigkeit entscheidend eindämmen zu können. Er forderte vor allem unter der ahnungslosen Zivilbevölkerung etliche Todesopfer, für die in der Nähe von Sippenaeken 1962 ein Gedenkstein errichtet wurde.
Im weiteren Verlauf führt die Grenzroute durch das Malensbosch, dem größten, zusammenhängenden Waldgebiet der Niederlande bis zum Kasteel Lemiers. Seit dem 12. Jahrhundert befindet sich dieser Edelsitz, dessen Ländereien sich über deutsches und niederländisches Gebiet erstrecken, unmittelbar an der heutigen deutsch-niederländischen Grenze. Von der ursprünglichen Wasserburg stammen Keller und einzelne Fundamente. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts baute man die Anlage in Form eines Herrenhauses mit Vorburg im Stil der Spätrenaissance wieder auf. Eine doppelte steinerne Bogenbrücke führt über den Wassergraben zu einem Tor, das von zwei vasengekrönten Pfeilern eingefasst ist, und weiter in den von mächtigen, alten Bäumen bestandenen Garten. Heute ist das Kasteel in Privatbesitz.
Unweit des Kasteel Lemiers trifft die Route auf die Catharina-Kappelle Lemiers. Die vermutlich aus dem 11. Jahrhundert stammende Kapelle in Oud-Lemiers gehört zu den ältesten Bauwerken ihrer Art in den Niederlanden. Erbaut wurde sie mit Materialien aus dem Umland, darunter Sandstein. Die Kapelle hat die Form einer kleinen rechteckigen Saalkirche mit schmalerem, rechtwinkligen Chor. Sie ist das einzig erhaltene Beispiel einer vorromanischen Kirchenform in der Provinz Limburg. 1978 hat der niederländische Künstler Hans Truijen (1928-2005) den Innenraum als Gesamtkunstwerk mit religiösen Motiven im COBRA-Stil gestaltet.
An der Kapelle steht ein Adlerstein des Aachener Reiches, den die findigen Niederländisch-Lemierser in den 1940er Jahren angespült im Senserbach gefunden hatten und ihn auf ihre Seite der Landesgrenze „retteten“. Durch Acker- und Wiesenlandschaften geht es von Lemiers zurück nach Vaals, vorbei am Kasteel Bloemendaal: Dieses prächtige frühklassizistische Bauwerk hat Johann Arnold von Clermont in seinen letzten Lebensjahren errichtet.