Stahl-& Kupfer-Route - Über die Vennbahn zu Inde und Wurm
Auf dem ersten Abschnitt der Tour folgen wir der geschichtsträchtigen Vennbahntrasse bis Kornelimünster. 1885 wurde vom Bahnhof Rothe-Erde aus der erste Abschnitt der Hohen Venn-Bahn zwischen Rothe Erde und Monschau in Betrieb genommen und später bis nach Luxemburg ausgebaut. Über diese Strecke wurde Rothe Erde in den Folgejahren (Ende 19. Jahrhundert, Anfang 20. Jahrhundert) als einer der größten stahlproduzierenden Standorte Deutschlands mit den für die Stahlproduktion notwendigen Rohstoffen (Roheisen) aus Luxemburg versorgt. Mit der nachlassenden Bedeutung der Montanindustrie in der Region Aachen sank die Auslastung der Vennbahn in den letzten Jahrzehnten dann allerdings stetig, so dass die Strecke schließlich bis 1989 vollständig stillgelegt und teilweise rückgebaut wurde. Auch der Versuch , die landschaftlich reizvolle Vennbahn als Museumsbahn zu unterhalten, scheiterte mangels Auslastung, so dass die Vennbahn heute in Gänze zu einem der längsten und schönsten Bahntrassenradwege Europas ausgebaut wird, der durch drei Länder von Aachen bis Luxemburg führt.
Wir verlassen die Vennbahn am alten Bahnhof von Kornelimünster. Hier empfiehlt sich auch eine erste Pause in der mehr als ansprechend gestalteten Bahnhofsvision, die mit vielen liebevoll restaurierten Eisenbahnrelikten sowie einem schönen Biergarten aufwarten kann (bahnhofsvision.de). Weiter geht es dann in das absolut sehenswerte historische Ortszentrum von Kornelimünster. Von den großen Kriegen weitgehend verschont, prägen noch heute Bürgerhäuser des 17. und 18. Jahrhunderts das Ortsbild. Der historische Ortskern aus dem Mittelalter ist fast vollständig erhalten geblieben. Verschieferte Fachwerkhäuser und Wohlstand vermittelnde Bruchsteinhäuser – nirgendwo lässt sich die Geschichte der Profanarchitektur im Aachener Raum so komprimiert erleben wie in Kornelimünster.
Vom historischen Kulturerbe geht es als nächstes "ins Grüne". Mit der mäandernden Inde bzw. dem Münsterbach, wie dass Flüsschen von Einheimischen an dieser Stelle genannt wird, als ständigem Weggefährten, geht es bis Unterstolberg. Der Name Münsterbach ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass sich die Inde an dieser Stelle auf dem Gebiet der ehemaligen Reichsabtei Kornelimünster befindet. Hier konnte sich die Natur über Jahre frei entfalten, da das Indetal an dieser Stelle überwiegend unter Naturschutz steht. Und wer Glück hat bekommt in der Nähe von Büsbach vielleicht auch die sagenumwobenen Zwerge der Tatternsteine zu Gesicht. Die den gesamten Talhang überdeckenden Steilwände der Tatternsteine wurden von der Inde freigelegt und bestehen aus stark abgerundeten Gesteinstrümmern (Gerölle), dem sog. Konglomerat. Es ist aus Verwitterungsschutt entstanden, der in der Zeit des Oberkarbons (vor etwa 340 Millionen Jahre) durch Fließgewässer aus dem Vennmassiv transportiert worden ist. Der Sage nach hausten in den Tatternsteinen kleine Zwerge, daher werden Sie auch heute noch Zwergensteine genannt. Diese kleinen Kerlchen, so wird erzählt, sollen tagsüber eifrig ihren Bergbautätigkeiten nachgegangen sein und in der Nacht bei Bauern und Handwerkern mit unterschiedlichsten Verrichtungen ausgeholfen haben. Eine durch Überhang entstandene Nische in den Tatternsteinen wird auch heute noch als Zwergenhöhle bzw. Zwergenbehausung angesehen (Nähere Informationen zu den Zwergen von Tatternstein unter: www.zinkhuetterhof.de).
Oberhalb der Tatternsteine passiert man die drei Kupfermühlen Bocks-, Hau und Buschmühle, die stellvertretend für die jahrhundertalte Tradition der Metallverarbbeitung in Stolberg stehen. Besonders weit verbreitet war die Messingproduktion und für die Weiterverarbeitung des Messings entstanden entlang des Münsterbaches diese Kupfermühlen.
Zwischen Knotenpunkt 98 und 87 empfiehlt sich dann ein kurzer Abstecher zum Zinkhütter Hof. Als Museum für Industrie-, Wirschafts- und Sozialgeschichte der Region Aachen zeigt der Zinkhütter Hof die Entwicklung einer der ältesten Industrieregionen in Mitteleuropa. Ein einzigartiges Zeugnis der heimischen Industriegeschichte ist der Zinkhütter Hof selbst. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde er als Glashütte errichtet und seitdem mehrfach umgebaut. Nur selten findet man ähnlich erhlatene Gebäudeensemble aus der Frühphase der Industrialisierung. Um zum Zinkhütter Hof zu gelangen, biegen Sie au fder L 221 (Cockerillstraße) einfach rechts ab und folgen der Straße für wenige 100 Meter.
Quer durch den Würselener Wald geht es weiter Richtung Aachen. Das Naturschutzgebiet des „Saubachtals“ im Waldgebiet bei Stolberg-Atsch ist gekennzeichnet durch naturnahe Bruch- und Auenwaldgesellschaften mit zahlreichen seltenen Pflanzen und Tieren. Auf dem Weg nach Aachen passieren wir das herrlich gelegenen Gut Kalkofen. Dieses absolut sehenswerte Schloss liegt inmitten eines Landschaftsschutzgebiet mit Wiesen, einem kleinen Wald mit Teich, Bach und altem Baumbestand. Von dort aus geht es dann direkt über den Europaplatz ins historische Zentrum der Stadt Aachen mit historischem Rathaus und Aachener Dom. Nehmen Sie sich Zeit und bummeln Sie ein wenig durch die engen Gassen und über historische Plätze durch die fast 2000 Jahre alte Aachener Geschichte bevor es dann zurück zum Startpunkt am Bahnhof Rothe Erde geht.
Highlights Entlang der Strecke
- Vennbahn
- Historischer Ortskern Kornelimünster
- Tatternsteine
- Zinkhütter Hof
- Würselner Wald
- Gut Kalkofen
- Historische Altstadt Aachen (mit Dom und historischem Rathaus)