GrenzRoute 2: Neutral-Moresnet
Belgien
Die Wanderung startet ausgehend von Hergenrath (Gemeinde Kelmis) in südliche Richtung bis zur Eyneburg. Die einzig erhaltene Höhenburg im Eupener Land war ursprünglich der Sitz des Rittergeschlechts „Van Eyneberg“. Im Volksmund trägt sie auch den Namen „Emmaburg“, da sich der Legende nach Emma, eine Tochter Karls des Großen, hier mit ihrem Geliebten Einhard getroffen haben soll. Die einzelnen Teile der Anlage, stammen aus sehr unterschiedlichen Epochen: Der Bergfried wurde im 14. Jahrhundert errichtet, der Burgkern zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert. Seine heutige Gestalt erhielt das Ensemble am Ende des 19. Jahrhunderts. In den vergangenen Jahren etablierte sich die Eyneburg als Veranstaltungsort von Mittelalterfesten.
Die Route bietet im weiteren Verlauf einen schönen Blick über Kelmis mit dem Casinoweiher im Vordergrund. Der Wasserspeicher wurde ehemals angelegt, um mit Hilfe des Grubenwassers aus dem benachbarten Galmeibergwerk das geförderte Erz zu waschen. Das Gebiet um den Weiher und die ehemalige Abraumhalde zeichnen sich durch eine besondere Vegetation aus. Auf den schwermetallhaltigen Böden wächst die botanisch sehr seltene Galmeiflora.
Südlich an Kelmis vorbei, am Lauf der Göhl entlang, bahnt sich die Grenzroute ihren Weg bis zur Ortschaft Moresnet. Auf dem Weg dorthin lohnt sich ein kurzer Stop an der Rochuskapelle. Am Zusammenfluss von Lontzener- und Grünstrasserbach steht die kleine Kapelle, deren Ursprung auf das 16. Jahrhundert zurückgeht. Sie ist dem heiligen Rochus, dem Schutzpatron der Pestkranken, gewidmet. Im 17. Jahrhundert wurde auf Geheiß von König Philipp von Spanien Gemeindeland verkauft, um die Einstellung eines Vikars zu ermöglichen. Dieser hielt entweder in der Kapelle oder auf dem Bergwerksgelände täglich einen Gottesdienst ab. Die 400 Jahre alte Linde an der Kapelle soll als „Baum des Lebens“ die Menschen beschützen.
Moresnet selbst ist ein kleines Dorf westlich von Kelmis, dessen Stadtbild durch traditionelle Bruchsteinhäuser geprägt ist. Erstmals erwähnt wurde der Ort, in dessen Zentrum die St. Remigius Kirche liegt, bereits im Jahr 888. In Moresnet waren in früheren Jahrhunderten mindestens drei Herrensitze beheimatet: die Burg Schimper, die Burg Alensberg und Schloss Bempt. Sie stammen aus der Zeit, in der Ritterfamilien über eigene kleine Herrschaften verfügten. Schloss Bempt ist das einzig erhaltene Gebäude aus dieser Zeit.
Es geht weiter in Richtung Preuswald. Dabei wird ein Teil der Strecke auf dem geschichtsträchtigen Bittweg, einem Prozessionsweg zwischen Aachen-Preuswald und Moresnet, zurückgelegt. Der Überlieferung nach wurde hier ein Bauernjunge durch die Anbetung einer Marienstatue von Epilepsie geheilt. Entlang vieler Wegekreuze führt der Weg zur Wallfahrtskirche nach Moresnet-Chapelle. Jeden Mittwoch wird die Strecke, die gleichzeitig Teil der europäischen Jakobspilgerwege nach Santiago de Compostela ist, von Pilgern begangen. Rechts und links des Bittweges verstecken sich unter Sträuchern die ehemaligen Grenzsteine XVII und XVIII des Gebietes. Die Grenzsteine sind die letzten "Repräsentanten" des ehemaligen Kleinstaats Neutral-Moresnet hin, welcher für mehr als hundert Jahre den vierten Staat in der Grenzregion bildete.
Durch den Königswald kreuzt die Route den Dreiländerpunkt. Hier laufen die Grenzen der Niederlande, Belgiens und Deutschlands in einem Punkt zusammen. Mit etwa 800.000 Besuchern jährlich ist der Ort zu einer Attraktion für Touristen geworden. Gleichzeitig mit 322,5 Metern über Meereshöhe der höchste Punkt der Niederlande, steht der Dreiländerpunkt auch für die historisch gewachsenen Gemeinsamkeiten und Verbindungen zwischen den Bewohnern der Dreiländerregion.
Über Königswald und Preuswald, durch die Ortschaften SchampeIheide und Flönnes führt der Weg in Schlangenlinienform zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung. Wenngleich die Route nicht durch das Zentrum von Kelmis führt, ist ein Besuch der Innenstadt sehr lohnenswert. Erstmals schriftlich erwähnt wurde der Ort 1280, damals unter der Bezeichnung „Kelms“. Der Name stammt von der lateinischen Bezeichnung „calamine“ für das Zinkerz, das hier in großen Mengen vorkommt. Tatsächlich entwickelte sich der Ort im 19. Jahrhundert zum Zentrum der belgischen Zinkförderung. Mit ca. 10.000 Einwohnern ist Kelmis heute nach Eupen die zweitgrößte Gemeinde der deutschsprachigen Gemeinschaft. Weitergehende Informationen zur Lokalgeschichte bietet das Göhltalmuseum, das über einen kurzen, markierten Abstecher in den Ortskern zu erreichen ist.