Fresken im Nazarener-Stil in der Pfarrkirche St. Johannes, © StädteRegion Aachen
  • Strecke: 5,4 km
  • Dauer: 2:0 h
  • Schwierigkeit: leicht

Dorfrundgang Lammersdorf

Vom Otto-Junker-Platz aus biegen wir ins „SchollsJääsje“ ein. Sogleich erschließt sich gen Norden der Blick auf die Junkersiedlung. Dahinter liegen die „Domäne“ mit dem Lammersdorfer Windpark und der »Langschoß«, mit 585 Metern über dem Meeresspiegel die höchste Erhebung im Simmerather Raum. Kaum zu glauben, dass wir uns auf einem uralten Hohlweg befinden. Das Weideland ringsum vermittelt einen Eindruck vom Lammersdorf vergangener Tage. Unter den leichten Hügeln auf den Wiesen liegen versteckt die Bunkerruinen des »Westwalles«; sie wurden nach dem 2. Weltkrieg gesprengt.

Sichtbares Mahnmal dafür, dass der Krieg auch in der Eifel war, ist die Höckerlinie, ein in Beton gegossener Panzerabwehrwall. An der Kreuzung verlassen wir nach links den befestigten Weg. Der Friede, der uns hier umgibt, birgt ein dunkles Geheimnis: den »Cholerafriedhof«. Aus Russland kam die Seuche 1831 nach Deutschland und bisn ach Aachen. Der Friedhof außerhalb des Dorfes wurde als Vorsichtsmaßnahme angelegt – und dabei blieb es auch. Die Cholera hat Aachens Stadtgrenze nicht überschritten.

Der breite Feldweg führt uns schließlich direkt in eine andere Welt - den uralten Hohlweg. Hören Sie, wie die Bauern sich plagen und ihre Ochsen den steilen Berg vom Kelzerbach hinauf antreiben? Sie bringen Brennholz und Bruchsteine ins Dorf. Tiefer und tiefer grub sich der Weg in das Erdreich ein - an einigen Stellen bis zu drei Meter! Im harten Stein verewigten die eisenbeschlagenen Holzräder ihre Spuren. Der Abstieg endet in einer kleinen Idylle. Der Keltzerbach, der in die Kalltalsperre mündet, hat hier zwischen Bäumen sein Bett. Bei niedrigem Wasserstand geben große Steine den Weg auf die andere Seite frei. Nach der Überquerung und einer kleinen Steigung geht es auf gut befestigtem Weg weiter. In den nächsten Waldweg auf der rechten Seite biegen wir ein und stehen nach einigen Minuten im Venn.

Zu unserer Rechten hat sich hier ein kleines Stück Ur-Natur behauptet. So sah die Landschaft um Lammersdorf aus, bevor die Menschen das Hochmoor zu ihrem Nutzen trockenlegten. Eine Schutzhütte linker Hand lädt schließlich zur kurzen Rast ein, ehe wir uns – links haltend – auf den weiteren Weg machen. Das ist der »Stennetije Wääsch«, also der steinige Weg, der einst für den Holztransport eine Bruchsteinpacklage erhielt. Ein wenig versteckt unter hohen Fichten erinnert am rechten Wegesrand ein steinernes Kreuz, das älteste von Lammersdorf, an ein Unglück anno 1696. Ob der Junggeselle Peter Wilden vom Blitz getroffen, vom Holzkarren überrollt oder von einem umfallenden Baum erschlagen wurde –niemand weiß es!

Wer an dieser Stelle einen kurzen Abstecher in den Wald macht, der findet dort zwei tiefe Furchen– die Fortsetzung des alten Hohlweges mitsamt Ausweichspur. Vielleicht 500 Jahre und mehr war diese Straße in Betrieb, ehe sie der Natur zurückgegeben wurde. Nach wie vor bläst hier dem Wanderer an vielen Tagen ein frischer Wind um die Ohren. Die nächste Kreuzung heißt »Em Krötzbönd«. Hier halten wir uns rechts. Zur Linken erstreckt sich der nach dem Krieg errichtete Teil des Werksgeländes der Firma Junker. Die Häuser zur Rechten sind ehemalige Zollhäuser und lassen uns ahnen, dass die Grenze zu Belgien gerade einmal anderthalb Kilometer entfernt ist. 

Wir machen uns auf den Weg zum Dorfkern. Einer der Gründe für Otto Junker, sich in Lammersdorf niederzulassen, war die Bahnstrecke, die durch den Ort führte. Auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände könnte die alte Kastanie vielleicht von jenem hochfreudigen 30. Juni 1885 erzählen, als ganz Lammersdorf mit Girlanden und Gesang, Bier und Brötchen den ersten, festlich geschmückten Zug erwartete. Weniger Phantasie, sich die vergangenen Tage vorzustellen, bedarf es im Bauernmuseum gleich nebenan. Hier wird das Landleben des 19. und frühen 20. Jahrhunderts fast wieder lebendig. Das typische Eifeler Bauerngehöft beherbergt auf rund 600 Quadratmetern Ausstellungsfläche über 2000 Exponate aus dem Arbeits- und Familienalltag.

Ebenso wie die zweigeschossigen Bahngebäude erinnert das evangelische Gemeindehaus von 1976 an den Wirtschaftsaufschwung von Lammersdorf. Zollbeamte und Mitarbeiter der Firma Junker, die damals in die Eifel zogen, bildeten den Grundstock der evangelischen Diasporagemeinde in der katholisch geprägten Region. Zu den ältesten Gebäuden gehört das der Sparkasse. Es wurde 1864 als Volksschule erbaut. Der Grundstein für die Pfarrkirche St. Johannes wurde 1901 gelegt. Sie zählt zu den wenigen Kirchen, die außen wie innen die Schlacht im Hürtgenwald1944/45 nahezu unbeschadet überstanden haben. So endet am Dorfplatz der Rundgang durch die Lammersdorfer Wirtschaftsgeschichte. 

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Infos zu dieser Route

Start: Otto-Junker-Platz, Lammersdorf

Ziel: Otto-Junker-Platz, Lammersdorf

Strecke: 5,4 km

Dauer: 2:0 h

Schwierigkeit: leicht

Tourenart: Wandern

Aufstieg: 62 m

Abstieg: 62 m

Dorfrundgang Lammersdorf

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